„Philosophieren heißt von vorne anfangen – immer wieder.“ (Markus Gabriel)
Die „Liebe zur Weisheit“, die Philosophia, spornt uns als Fachschaft an, das Gespräch mit jungen Heranwachsenden zu suchen, Fragen zu stellen, unbequeme Fragen zuzulassen und auch kritische Meinungen auszuhalten. Mit dieser Haltung glauben wir unseren Bildungsauftrag, junge Menschen „zum selbstständigen und verantwortlichen Dienst am Volk und der Menschheit durch Ehrfurcht und Nächstenliebe, Achtung und Duldsamkeit, Rechtlichkeit und Wahrhaftigkeit“ anzuleiten, am besten verwirklichen zu können. (Art. 56, 4 der Verfassung des Landes Hessen.)
Doch scheint Philosophie in der öffentlichen Meinung ein verstaubtes Schattendasein zu fristen im Elfenbeinturm einiger Gelehrter, die in den dicken Werken Platons, Aristoteles oder Hegels forschen. „Philosophie ist nichts für mich! Statt zu philosophieren, beschäftige ich mich lieber mit praktischen, lebensrelevanten Themen,“ bekamen Kreuzburg Oberstufenschüler, als sie Passanten in den Innenstädten des Rhein-Main-Gebietes zur Bedeutung von Philosophie in ihrem Alltag interviewten, immer wieder zur Antwort.
Überraschenderweise sind es jedoch gerade Kinder und Jugendliche, die unentwegt mit ihren Fragen sich und uns Erwachsenen existenzielle, also philosophische Fragen stellen: Was ist Zeit? Hat mein Leben einen Sinn? Was unterscheidet mich als Mensch von einem Tier oder einer Maschine? Habe ich einen freien Willen und was befindet sich am Ende des Regenbogens?
Auch Immanuel Kant, der große deutsche Aufklärer, gibt in einem Aufsatz als Antwort auf die Frage, was denn nun Philosophie sei, Fragen an den Leser zurück: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch? Für Kant umschließen diese vier Fragen alle Bereiche der Philosophie. Gemeinsam machen wir uns mit unseren Schülern auf die Suche nach Antworten auf diese zentralen Fragen des Menschseins. Mögliche Antworten und noch mehr Fragen werden uns dabei in der Auseinandersetzung mit Philosophen der Vergangenheit und der Gegenwart begegnen und wir werden feststellen, dass unsere Fragen zentrale menschliche Fragen sind, die durch alle Jahrhunderte hindurch Menschen faszinierten und bewegten und heute auch uns noch bewegen.
Kant motiviert in einem weiteren Aufsatz seine Zeitgenossen mit dem Sapere Aude dazu, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen. So wollen auch wir Philosophielehrer der Kreuzburg unsere Schüler der Oberstufe herausfordern, selbstständig zu denken, sach-und formallogisch zu argumentieren, wertgeleitet zu urteilen und sie schließlich dazu befähigen, auf ihrer Antwortsuche verantwortlich und mündig zu handeln.

An der Kreuzburg wird Philosophie als Fach als Teil des gesellschaftswissenschaftlichen Kursangebots der gymnasialen Oberstufe von der Einführungsphase bis zum Abitur angeboten. In der E-Phase stehen neben einer Einführung in die Philosophie mit Fragen nach der Natur des Menschen, von Philosophie und des Philosophierens als Grundhaltung, Grundfragen der Moralphilosophie, das heißt ethische Begründungsweisen und ethische Anwendungsgebiete, im Fokus. In der Qualifikationsphase beschäftigen sich die SchülerInnen im Rahmen des Kerncurriculums mit Staats- und Geschichtsphilosophie, Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, Sprach-philosophie und dem Gebiet der Ästhetik beziehungsweise der Kunstphilosophie.