90 Schüler hören gebannt zu …
… dieses Erlebnis konnte man auch dieses Jahr in der Bibliothek haben – beim Leseherbst 2013. Wieder bekamen alle Unter- und Mittelstufenklassen die Gelegenheit, ganz nah an echte Autoren oder Autorinnen heranzukommen; sie konnten sehen und hören, wie sie schreiben, und mit Hilfe möglichst schlauer Fragen mit ihnen ins Gespräch kommen. Und die Autoren bestätigen uns immer wieder, dass sie mit den Kreuzburgschülern sehr gern ins Gespräch kommen.
Die 5. Klassen hatten ihre erste Schriftstellerbegegnung am 30. Oktober mit Jutta Wilke. Die vierfache Mutter und Rechtsanwältin aus Hanau schreibt seit einigen Jahren recht erfolgreich Bücher für Kinder und Jugendliche. Für uns hatte sie ihr Erstlingswerk „Holundermond“ mitgebracht. Das ist ein aufregender Kinderkrimi mit Zeitreise-Elementen; er spielt in einem tatsächlichen österreichischen Kloster, zu dem die Autorin öfters hinfährt und zu dem sie anschauliche Geschichten erzählen konnte. Da das Buch momentan nicht lieferbar ist, war es für die interessierten Schüler die Rettung, dass Frau Wilke noch einige Exemplare dabeihatte, die man kaufen und signieren lassen konnte. So lässt sich schneller das spannende Ende der Geschichte lesen, das natürlich nicht verraten wurde. Aber für alle anderen hält auch die Bibliothek das Buch bereit; nur dürfte es auf längere Zeit immer ausgeliehen sein.
Bei den 6. Klassen war am 6. November Maria Regina Kaiser zu Gast, eine sehr erfahrene Autorin au
s dem Taunus. Sie ist studierte Altertumswissenschaftlerin, und der Schwerpunkt ihres Schaffens sind genau recherchierte historische Romane; und bei uns stellte sie zwei von ihnen vor: „Lukios, Neffe des Kaisers“ und „Kleopatra – der Mantel der Macht“. Ausführlich stellte sie dazu die historischen Zusammenhänge dar, so dass die Schüler auf anschauliche Weise ein wenig Vorab-Geschichtsunterricht erhielten, der eigentlich erst im nächsten Halbjahr offiziell beginnt.
Zu den 7. Klassen kam zwei Tage später aus Darmstadt Gabriele Beyerlein. Mit ihrem Auftritt hatte es eine besondere Bewandtnis: Weil sie unter vielen andern historischen Büchern auch eine Trilogie veröffentlicht hat, die in Berlin spielt, interessierte sich auch das europäische COMENIUS-Projekt „Our capitals – our nations“, an dem die Kreuzburg beteiligt ist, dafür und trat als Sponsor auf. Frau Beyerlein konnte den Schülern das Leben in der jungen Hauptstadt um 1900 in ihrem Roman „In Berlin vielleicht“ anschaulich machen, und zwar aus der Perspektive eines jungen Dienstmädchens und mehrerer Personen aus unterschiedlichen Schichten, so dass nach und nach ein ganzes Gesellschaftspanorama entstand.
Die 8. Klassen bekamen schon fast traditionell eine Lesung mit großem Spaß-Faktor; so auch dieses Jahr wieder mit Jochen Till am 21. November. Er stellte einen Querschnitt durch seine Bücher vor, die vor liebenswerten Losern nur so wimmeln. Die eigentliche Lese-Arbeit überließ Till dann seinem Schauspieler-Freund Linus König, der es schaffte, die vielen lustigen Stellen so richtig effektvoll herüberzubringen, dass Lachsalven – und im Anschluss erhöhte Ausleihzahlen in der Bibliothek garantiert waren.
Die 9. Klassen schließlich hatten einen Tag zuvor Reinhold Ziegler aus Aschaffenburg zu Gast, einen auch ingenieurtechnisch gebildeten Autor. Das Buch, das er vorstellte – „Version 5 Punkt 12“ –, handelt von der beklemmenden Vorstellung eines Datennetzes, das das Leben aller Menschen in Deutschland umspannt und manipuliert. Er hatte es bereits 1984 konzipiert, mehrmals überarbeitet – und kann jetzt seit den 90er-Jahren verfolgen, wie sich die Wirklichkeit seinen te
chnoiden Phantasien immer mehr annähert. Das ist nicht nur für die Zuhörer, sondern auch für ihn selbst eine gruselige Erfahrung – und mit ihr schließt sich der Kreis, den alle gute Literatur zur Realität schlägt.