„Crazy“: Kreuzburg goes Papst Franziskus!

Es gibt ja keine Zufälle – Am 4. Oktober, dem Namenstag von Franziskus, ist das Franziskanergymnasium Kreuzburg zur Audienz bei Papst Franziskus geladen. Früh, sehr früh müssen die Kreuzburgpilger aufstehen, denn um 6.15 Uhr sollen alle Busse in Richtung Petersplatz aufbrechen. So lässt sich manch einer schläfrig und mit Augenringen im Halbdunkel zum Papstbesuch schaukeln und tankt beim Morgenschläfchen im Bus noch Energien für das kirchliche Großevent. Nach und nach hellen sich Stimmung und Himmel auf, bis schließlich Kaiserwetter auf dem Petersplatz herrscht (oder heißt das dann im Vatikanstaat „Papstwetter“?): Sonnenschein pur und ein strahlend blauer Himmel bieten die perfekten Rahmenbedingungen für das mit Spannung erwartete Großereignis. Nach den schon bekannten Sicherheits-Checks, die erstaunlich schnell gehen, füllt sich der Petersplatz nach und nach mit einem Nationalitätengewimmel von Menschen. Die Mehrheit der Kreuzburger, deutlich erkennbar an ihren leuchtend-orangen Pilgerschals, die sich im Verlauf des Vormittags unter der sengenden Sonne in interessante orientalisch anmutende Turban-Variationen oder auch Stirnbänder á la Ninja-Kämpfer verwandeln, nimmt in den Sitzreihen Platz. Eine kleine Gruppe von 25 Kreuzburg-Delegierten – Mitglieder der verschiedenen Schulbereiche Schulleitung, Geschäftsführung, Pater Provinzial Cornelius Bohl, SV, MAV, Angestellte der Cafeteria, Vertreter der Fachschaft Religion und der Expertengruppen – hat das Glück ereilt, „etwas näher dran“ am Geschehen zu sein und darf auf den wenige Meter vom „Papstpodest“ entfernten Tribünen zuschauen; Schulleiter Thomas Wolf, Bernward Bickmann aus der Geschäftsführung, Anna Scholl, Luca Benn und Benedikt Dey als geladene SV-Vertreter sitzen sogar „parte prima“ in der ersten Reihe und kommen später zu besonderen Ehren. Aber schön der Reihe nach…
Als Orchesterklänge den einen oder anderen aus seinem Zweitschläfchen an diesem Morgen wecken – gehalten auf profanen Plastikstühlen, aber immerhin, mitten auf dem Petersplatz – dauert es nicht lange, bis sich alle Augen auf ein den meisten von uns bislang nur aus den Medien bekanntes Gefährt richten, mit einer aufrecht stehenden und winkenden Gestalt in weißen wehenden Gewändern: endlich, der Papst im Papamobil, früher noch eine Art „Aquarium“ mit Glasscheiben, nun schon seit geraumer Zeit ohne diesen Schutz und somit näher beim bunt gemischten (Kirchen-)Volk. Es fährt seine Runden mit ihm und ein Raunen und lautes Rufen geht durch die Menge. Wer, etwas hektisch mit den Augen umherschweifend, IHN nicht findet, richtet seinen Blick auf die große Leinwand. Später, nach dem offiziellen Teil der Zeremonie, wird er zu Fuß einzelne Gäste auf dem Petersplatz mit großer Herzlichkeit begrüßen und umarmen, die in einem abgetrennten Teil in den ersten Reihen auf dem Petersplatz sitzen, darunter auch offensichtlich schwer erkrankte oder behinderte Menschen.
Nachdem er oben, auf dem mit einem Baldachin überspannten „Papstpodest“, Platz genommen hat, beginnt das Zeremoniell der Papstaudienz: In Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Englisch, Deutsch und Italienisch und einer von der Autorin nicht identifizierten Sprache wird verlesen, welche Pfarr- und Pilgergemeinschaften, Orden und Schulen sich zum Papstbesuch eingefunden haben, und, tatsächlich, der Name „Franziskanergymnasium Kreuzburg“ erschallt zur Begrüßung deutlich vernehmbar auf dem Petersplatz! Jubel, Freude, wohl schon auch ein gewisser Stolz bei vielen: WIR sind dabei, ich bin Teil dieser Schulgemeinschaft, hier und heute präsent in Rom, zu Besuch bei Papst Franziskus, vor der gewaltigen Kulisse des Petersdoms in einer imponierend großen Versammlung von Vertretern der Weltkirche! Eine Sechstklässlerin kann es kaum fassen: „Ich bin die Erste seit fünf Generationen in meiner Familie, die einen Papst live gesehen hat!“ Aber den Gästen auf der „Ehrentribüne“ ist ebenfalls anzumerken, wie sehr sie die Begegnung mit dem „Nachfolger Petri“ bewegt: „Crazy!“, formuliert es ein Ordensmann mit breitem Strahlen ganz locker-weltlich und eine italienische Gläubige murmelt fortwährend „Ich liebe dich“! Eine portugiesisch sprechende Gläubige ist beseelt, als die Worte des Lukas-Evangeliums in ihrer Sprache verlesen werden: „Minha lingua (meine Sprache)!“ Aber das ist es wohl: Mehr als das durchaus von einigen als wenig aufregend empfundene Zeremoniell, wohl auch wegen der vielen Übersetzungen, ist es diese „gesunde Form“ von Gemeinschafts-, Zugehörigkeitsgefühl oder vielleicht darf man auch mal sagen „Stolz“, wenn der Name der Schule, der Gemeinde…ausgerufen wird, wenn bewusst wird „Wir alle sind heute hier!“ So lässt sich die Stimmung vielleicht am besten mit Bruder Michaels Antwort auf die Frage „Wie war denn so die Stimmung bei euch da unten auf dem Petersplatz?“ zusammenfassen: „So zwischen seligem Schlaf und Euphorie!“ Der Papst spricht über die Berufung und den Auftrag der Missionare und davon, dass Franz von Assisi als Modell gelten könne. „Wir sind aufgerufen, Missionare der Hoffnung zu sein, denn der auferstandene Christus ist unsere Hoffnung!“ Das Ereignis der Auferstehung habe die mit einem Stein der Trauer verschlossenen Herzen der Jünger verwandelt, nun gelte es für uns Christen durch tätige Liebe die Welt zu verwandeln.
Im Anschluss erlebt der eine oder andere mit der Müdigkeit Kämpfende sozusagen eine profane Art der Erweckung, waren doch laut und deutlich die Worte vernehmbar: „Einen besonderen Gruß an die Schüler des Franziskanergymnasiums Kreuzburg. Ich wünsche euch einen guten Aufenthalt in Rom und segne euch alle von Herzen.“ Jubel, Freude – und er erklingt tatsächlich, der in mehreren Höffmann-Abendrunden antrainierte Ruf „Viva el papa!“ Einigen Widerständigen kommt aber auch intuitiv das franziskanische „Pax et bonum“ über die Lippen, auch nicht verkehrt…!
Den persönlichen Höhepunkt dieses festlichen Morgens erleben jedoch „unsere Fünf“ in der „Prima Parte“: Nach dem apostolischen Segen und seiner Runde bei den Gästen unten auf dem Petersplatz kommt Franziskus im Anschluss noch einmal hoch, um auch hier die Ehrengäste zu begrüßen und später die anwesenden festlich gekleideten Brautpaare zu segnen. Und dann ist es so weit: Er steht vor unseren Kreuzburgvertretern, lächelt sie freundlich an, nimmt sich beeindruckend viel Zeit, mit ihnen zu sprechen, blättert in der dargebotenen Festschrift, fragt nach der Größe der Schule, nimmt die weiteren Geschenke (Pilgerschal, Kreuzburgmedaille, Jubiläums-T-Shirt, Kalender) entgegen. Bernward Bickmann gratuliert ihm zunächst zum Namenstag und informiert ein wenig über die Schule. Später berichtet er, wie einfach es gewesen sei, mit dem Papst ins Gespräch zu kommen, auf Deutsch übrigens. Luca Benn leistet einen guten Beitrag zur Ökumene, indem er als Protestant seine große Wertschätzung dieses so überaus beliebten Papstes ausdrückt: Er sei für ihn ein Vorbild und deshalb auch für ihn, den evangelischen Christen, „sein Papst“! Zu Schulleiter Wolf sagt Franziskus, wie sehr er die schulische Arbeit schätze und wünscht für die Zukunft unserer Schule alles Gute. Und er gibt jedem seinen Segen, verteilt Rosenkränze als Geschenke an unsere Schulvertreter, segnet mitgebrachte Gegenstände.
Natürlich versuchen die übrigen Delegierten „aus der zweiten Reihe“ beständig, von dieser ganz und gar nicht alltäglichen Begegnung gute Bilder zu „schießen“. Pater Udo scheut keine Mühen, nimmt Mittelstufensprecher Jonas auf die Schultern und kämpft sich durch, andere tun das Verbotene und steigen doch auf die Stühle – mit Erfolg! Als der Papst mit unseren Schulvertretern spricht, jubelt das kleine Häuflein der Übriggebliebenen laut – und er blickt tatsächlich auf und winkt und strahlt in die Kameras!
Es steht ihnen ins Gesicht geschrieben, als sie die Treppe der Tribüne leicht, vielleicht auch ein bisschen erleichtert, hinabsteigen: Es war ein ganz besondere, außergewöhnliche Begegnung, die niemand der Anwesenden vergessen wird. „Kreuzburg, ein Weg, der bewegt“ – ja, und heute, zumindest für einige, ganz bestimmt noch ein bisschen mehr als sonst!
Gaby Bröckers