Abschied nach 58Jahren: Die Franziskaner verlassen die Kreuzburg
Aufgrund fehlenden Ordensnachwuchses wird das Kloster in der Niederwaldstraße geschlossen. Eine bewegende Festwoche vom 1. bis 7. September 2025 würdigte das Wirken der Brüder – geprägt von Dankbarkeit, Erinnerungen, Visionen und Emotionen.
Festakt in der Aula als würdiger Auftakt am Montag, dem 1.September
Den feierlichen Auftakt bildete der Festakt in der Aula des Kreuzburg-Gymnasiums. Zuvor fand eine Eucharistiefeier mit Domkapitular Thomas Renze statt, musikalisch begleitet von der Sacro Pop AG.
Moderatorin und Schülerin Sophie Weisenbach führte charmant durch den abwechslungsreich gestalteten Abend.
In zahlreichen Grußworten und Redebeiträgen wurde die Bedeutung der Franziskaner für die Schule und die Region betont.
Bruder Markus Fuhrmann OFM erinnerte daran, dass die Kreuzburg „nicht nur ein Ort ist, an dem gelehrt wird, sondern ein Ort, an dem Herzen größer und freier werden.“ Auch Christian Meinert, Ministerialrat und Referatsleiter im Hessischen Kultusministerium in Wiesbaden, lobte den gelungenen Spagat zwischen Glaubensvermittlung und Bildung. Die Bürgermeisterin der Gemeinde Großkrotzenburg und ehemalige Kreuzburg-Schülerin Theresa Neumann betonte den Umbruch, den der Weggang der Brüder für die Gemeinde bedeutet. Sie hob ihren Einsatz in der Seelsorge, in Gottesdiensten und im sozialen Leben hervor – und überreichte als Zeichen der Verbundenheit ein persönliches Geschenk.
Magie, Musik und Erinnerungen
Ein besonderer Moment des Abends war eine kleine Zaubershow von Andreas Fleckenstein, eingeleitet mit den Worten Hermann Hesses: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Abgewandelt fügte er hinzu: „Aber auch einem Abschied wohnt ein Zauber inne.“ In seiner kurzen Vorführung verband er Magie und Mathematik auf ungewöhnliche und kreative Weise.
Beiträge der Schülerinnen und Schüler – in Akrobatik, in Musikdarbietungen des Schülerchors und des Schulorchesters sowie der Schulband und im Darstellenden Spiel – rundeten das Programm ab. Mit großem Engagement zeigten sie, was sie im Unterricht gelernt hatten, und begeisterten damit das Publikum.
Marie-Luise Trocholepczy, ehemalige Schulleiterin der Marienschule in Offenbach, hielt die Festrede zum Thema „Bedeutung christlicher Schulen in der heutigen Zeit“. Sie appellierte daran, den Glauben weiterhin im Alltag zu leben: Kinder und Jugendliche seien die Hoffnung für die Zukunft. Es brauche christliche Schulen, um den Glauben in die Welt zu tragen.
Verschiedene Mitglieder der Schulgemeinde – Frau Subtil (Vorsitzende des Elternbeirats), Meike Quast (Vorsitzende des Freundeskreises Kreuzburg e. V.), Markus Kohlhaas (Vorstand Kreuzburg Alumni e.V.), Gerd Kohlmetz (Lehrer) und die ehemaligen Schülervertreterinnen Hannah und Paula Richter sowie Merle Haubelt – erinnerten mit humorvollen Anekdoten, in stiller Dankbarkeit und mit emotionalen Rückblicken an ihre persönlichen Erlebnisse mit den Brüdern.
Alle waren sich einig, dass der franziskanische Geist an der Kreuzburg weiterleben soll.
Ausblick in die Zukunft
Andrea Dähn, stellvertretende Schulleiterin, begann ihre Rede mit einem persönlichen Rückblick und Erinnerungen an einzelne Franziskanerbrüder sowie kleinen Anekdoten. Der Zukunft blickt sie trotz Abschiedsschmerz optimistisch entgegen, wenn es dieser Schule gelänge, das Christlich-Franziskanische nicht nur im Herzen zu tragen, sondern auch im Schulalltag glaubwürdig zu leben und in die Welt zu tragen.
Frau Hohmann, Geschäftsführerin und Vorstand der Stiftung, bedankte sich herzlich für das jahrzehntelange Wirken der Brüder und würdigte das Engagement aller Beteiligten, die an der Festwoche beteiligt waren. Emotionaler Höhepunkt des Abends war der musikalische Abschluss: „Wir ziehen in den Frieden“ von Udo Lindenberg – ein musikalischer Abschiedsgruß, der mit Standing Ovations gefeiert wurde.
„Facing Peace“ – Musicalprojekt mit Signalwirkung
Am Mittwoch, Donnerstag und Freitag fanden drei beeindruckende Musicalaufführungen statt, inszeniert von Clemens Amendt und dem exART-Musiktheater: „Facing Peace – Gib dem Frieden ein Gesicht“. Über 40 Schüler/-innen und Lehrkräfte brachten ein Stück auf die Bühne, dass die Themen Krieg und Frieden auf ganz besondere Weise inszenierte. Der erste Teil wurde als Musiktheater in der Aula aufgeführt, der zweite Teil als Open-Air-Inszenierung auf dem Sportplatz der Schule mit spektakulärer Lichtinstallation.
Alle Darsteller überzeugten schauspielerisch in vier Aufführungen über drei Tage – ganz besonders in den Hauptrollen: die „Kriegsfürstin“ Yvonne Wallisch, Fachbereichsleiterin Gesellschaftswissenschaften, und Johannes Hasskerl, Musiklehrer, als „Der Tod“. Das Publikum wurde mit Musik und Tanz zu Gänsehautmomenten geführt.
Die Organisation auf schulischer Seite erfolgte in enger Zusammenarbeit mit Clemens Amendt und dem exART-Musiktheater. Ein großer Dank gilt allen Beteiligten, die dieses Projekt möglich machten – insbesondere dem Team von Clemens Amendt sowie Carina Maier-Grimm und Alessa Gehrmann für die schulische Koordination.
Der Franziskustag am Freitag, dem 6. September, bildete den festlichen Abschluss für die Schülerschaft. Nach einer weiteren Musicalaufführung für die Oberstufe und einem Gottesdienst mit Bruder Michael wurde auf dem Schulgelände ein Holi-Festival gefeiert. Die bunten Farben symbolisierten Frieden, Vielfalt und Lebensfreude. Bruder Bernardin leitete die Schülerinnen und Schüler mit dem Sonnengesang des heiligen Franziskus von Assisi an, das Farbpulver in die Luft zu werfen.
Am Samstag folgte das Fest der Begegnung im Kloster – eine Gelegenheit für persönliche Gespräche und Erinnerungen bei Kaffee und Kuchen. Zahlreiche Ehemalige sowie dem Konvent verbundene Personen nutzten die Möglichkeit, sich persönlich von den Brüdern zu verabschieden und machten den Nachmittag zu einem besonderen Erlebnis. Teilweise entstanden kleine Klassentreffen Ehemaliger; es wurde in Erinnerungen geschwelgt und gefachsimpelt.
Ein kleiner Klosterflohmarkt mit Gegenständen aus dem Konvent, eine Ausstellung über die Zeit der Brüder im Kloster sowie ein eigens zum Abschied aufgenommener Podcast rundeten das Programm ab. Die Andacht an diesem Tag bildete den offiziellen Abschluss des Nachmittags.
Den endgültigen Schlusspunkt setzte der Abschlussgottesdienst mit Bruder Michael am Sonntag, dem 7. September, im Klostergarten unter freiem Himmel. Zahlreiche Besucher fanden sich im Klostergarten bei schönster Spätsommersonne ein. Die dafür aufgestellten Bänke für 800 Personen reichten nicht aus.
Abschließend wurde eine Stele, designt von Lars Contzen, zur Erinnerung an das Franziskanerkloster enthüllt, die die Verwurzelung der Franziskanerbrüder mit dem Kreuzburggymnasium symbolisiert.
Ein Blick zurück – und nach vorn
Die Woche war geprägt von Dankbarkeit, Anerkennung und der Hoffnung auf einen lebendigen Fortbestand des franziskanischen Geistes an der Kreuzburg. Die Brüder gehen – doch ihre Werte und ihr Wirken bleiben.Impressionen der Woche














