Blog für die Seele – 18. Mai

Liebe Josefine,
es ist ein großes Geheimnis, dass, wenn wir selber verzagt sind, oft Menschen da sind, die einen stabileren Grund unter den Füßen haben oder einen Kern in sich, dem sie trauen. Die Menschen, denen ich nachlebe, hatten ihn aus ihrem Glauben. Sie vertrauten darauf, dass dieses Bibelwort stimmt: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein.“ Der Prophet Jesaja hat diese Worte seinen Zeitgenossen als Worte Gottes gesagt.
Zu hören, zu glauben, sich darauf zu verlassen, dass wir ganz zuletzt, vielleicht ganz am Ende (oder auch ganz plötzlich) nicht mehr unserer Angst gehören, sondern Gott, dass eine stärkere Liebe existiert als die, die wir Menschen zustande bringen, das, Josefine, lässt manche Menschen Hoffnung finden, wenn andere aufgeben. Es lässt sie Schritte machen, wenn andere schon liegen geblieben sind. Wir können Angst nicht aus der Welt vertreiben.
Aber Gott und Menschen sei Dank – sie bleibt nicht unsere Herrin. Das wollte ich Dir heute sagen, liebe Josefine. Und wahrscheinlich sage ich es auch mir selber noch einmal. Weit wird das Land, wenn Menschen das glauben, und ruhig unser ängstliches Herz.
Das meint, darauf hofft und das glaubt
Dein Großvater
JOACHIM GAUCK
(aus: FREUDE. Schätze aus 20 Jahren „Der Andere Advent“)
„Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst!“ Darauf zu hoffen und das zu glauben, wünschen wir Ihnen und euch vor allem in dieser besonderen Zeit.
Der Blog für die Seele wurde für die Zeit der durch das Coronavirus eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten eingerichtet.
Die Kolleginnen und Kollegen der Fachschaften Religion und die Schulseelsorge möchten allen Homepagebesuchern hier in regelmäßigen Abständen einen kleinen Gedanken, ein Gebet, ein Bild, eine „Streicheleinheit“ für die Seele schenken. Sie wollen gute Nachrichten sein.
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