Chicagoer Unterwelt und Blumenkohl – Brecht modern inszeniert
Am 22.10.2025 besuchten wir, der Deutsch-LK des Abiturjahrgangs von Herrn Reese, abends das Schauspiel in Frankfurt. Kurz nach der Schule sind wir gemeinsam mit der Bahn zum Südbahnhof gefahren, unser Hunger führte uns als Erstes zu McDonalds, in dem wir uns für den längeren Aufenthalt stärkten. Anschließend suchten wir das Theater auf und ließen uns von Berthold Brechts „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ in die Vereinigten Staaten des 20. Jahrhundert versetzen.
Die Gangsterszene von Chicago zittert: Der lokale Blumenkohlhandel läuft schon länger nicht mehr gut, Konkurrenzkämpfe sowie Misstrauen herrschen zwischen den einzelnen Gangs und die Unterwelt genießt kein besonderes Ansehen mehr. Ausgerechnet der unscheinbare Arturo Ui, aufstrebender Gangsterboss und Neuling, verspricht sowohl den Verbrechern als auch der Arbeiterklasse ein Anführer zu sein. Und so beseitigt dieser systematisch seine Gegner, schließt Geschäfte ab und kämpft sich bis an die Spitze der Unterwelt-Elite. Zum Schluss liegt dem selbsternannten Führer die ganze Stadt zu Füßen und Arturo kündigt an: Was hier funktioniert hat, wird er auch weltweit erreichen. Dies sei erst der Anfang.
Das Theaterstück dient als Parabel für die schicksalhafte „Machtergreifung“ Adolf Hitlers und der NSDAP ab 1933. Der titelgebende Arturo Ui steht sinnbildlich für den anfangs erfolglosen Hitler, der sich zum Diktator hocharbeitete. Auch weitere Personen des Werks basieren auf historischen Vorbildern, so ist z.B. der korrupte Politiker Dogsborough eine Anspielung auf den damaligen Reichspräsidenten Hindenburg oder die Gangster Giri/Givola Allegorien der Nationalsozialisten Göring/Goebbels. Zudem steht der absichtlich von Ui verursachte Speicherbrand für den Reichstagsbrand im Februar 1933, um weitere Parallelen zu nennen
Besonders beeindruckend war für uns alle das Bühnenbild: Der größte Teil der Inszenierung wurde kinomäßig auf eine Holzwand projiziert, auf welcher die Darsteller live miteinander agierten. Durch viel Ironie, Einbeziehung des Publikums und unzählige Perspektivwechsel vergingen die knapp drei Stunden wie im Flug. Abschließend hielt der Schauspieler der Hauptperson eine Rede, in welcher wir aufgefordert wurden, uns dafür einzusetzen, dass derartige Szenarien in Zukunft nur fiktiv auf der Bühne stattfinden. Schließlich machten wir uns auf den Heimweg und trafen gegen 23 Uhr wieder in Großkrotzenburg ein.
Der Deutsch-LK der Q3 bedankt sich bei den Mitarbeitern des Schauspiels Frankfurt für die spannende Inszenierung, die trotz der schweren Thematik einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.
Luke Löw

