Eine brasilianische Landwirtschaftsschule geht online – CEFFA Manoel Monteiro in Pandemiezeiten

Der Jahresbericht vom 12.8.21 des Schulleiters der CEFFA Manoel Monteiro, Vanderval Spadetti, gibt interessante Einblicke, wie die Schule versucht(e), den Unterricht in Pandemiezeiten zu „stemmen“ – manches davon kommt uns bekannt vor – vieles ist aber auch deutlich schwieriger… Der Bericht zeigt auch, wie wichtig es ist, dass wir als Kreuzburg diese Partnerschaft weiterhin zupackend solidarisch aufrechterhalten und trotz des nochmaligen Ausfalls des Adventsbasars finanzielle Unterstützung über Spenden leisten!
Der Bericht im Folgenden wurde von Gaby Bröckers aus dem Portugiesischen übersetzt, überwiegend wortwörtlich wiedergegeben und z.T. sinngemäß zusammengefasst.
Wie hat die Manoel Monteiro Schule zu Beginn der Pandemie „funktioniert“?
Ab März 2020 muss der Schulbetrieb schließen. Schülerinnen und Schüler werden nach Hause geschickt. Nach den ersten 15 Tagen im „Schockzustand“ wird überlegt, wie ein Online-Unterrichten möglich sein könnte. Das allerdings stellt die Schule vor unzählige Herausforderungen: Es gibt kein qualitativ gutes Internet für Lehrer:innen und Schüler:innen, es gibt weder technischen Support noch Erfahrungen des Lehrpersonals mit Digitalunterricht, es fehlt an finanziellen Mitteln in den Familien, um Smartphones zu erwerben.
„Vor allem aber leben viele Schüler:innen in sehr entlegenen Regionen und Gemeinschaften, die, in manchen Fällen, nicht einmal an ein Stromnetz angeschlossen sind. Damit beginnt ein Kampf: Eltern erwerben leihweise Smartphones, ein Handy für 3-4 Jugendliche, man bekommt durch Unterstützung der Regierung Internet-Chips für ein halbwegs funktionierendes Internet, Lehrpersonal, das seinen Unterricht erstmals digital aufzeichnet und auf Plattformen setzt, Schüler:innen, die 6-8 km zu Fuß gehen, um Internetempfang zu haben.“
Beginn des Unterrichts
22.2.21 Das neue Schuljahr beginnt mit Fernunterricht, praktische Arbeiten – die normalerweise an der Schule stattfinden – werden in den Gemeinden, in denen die Schülerinnen und Schüler wohnen, durchgeführt – vom Lehrpersonal der CEFFA Manoel Monteiro via Handy angeleitet.
Mit den Impfungen in 2021 reift die Hoffnung auf bessere Zeiten, das Virus zieht sich zurück, die ganze Equipe des Lehrpersonals ist geimpft.
02.08.21 Rückkehr zum Präsenzunterricht – jeweils eine Klasse hat pro Woche Unterricht an der CEFFA, natürlich nach den Hygienerichtlinien des Masketragens, Händereinigens mit Nutzung des Desinfektionsgels, Distanzhaltens. Jeden Tag aufs Neue werden diesbezüglich Anweisungen gegeben und es wird streng kontrolliert, damit die Jugendlichen sich der Wichtigkeit bewusst werden, um sich und die Familienangehörigen zu schützen, wenn sie wieder nach einer Woche in ihre Familien zurückkehren – und die nächste Klasse ihren 1-wöchigen Aufenthalt an der CEFFA beginnt.
„Wir wissen, dass das alles schwierig ist und Angst macht. Jedoch war es nötig, dass die Schüler:innen und Schüler an die Schule zurückkommen, denn das Lerndefizit ist sonst praktisch irreversibel. Wir glauben aber, dass die Jugendlichen alle bis Dezember geimpft sind, dann haben wir mehr Sicherheit. Diese Pandemie hat uns gezeigt, dass wir `klein` und zerbrechlich sind und dass wir geschwisterlicher und solidarischer sein müssen.“
„Der Schulalltag ist fast normal, die Aktivitäten werden aufgenommen, die anstehenden Aufgaben werden gemacht, die Jugendlichen versuchen landwirtschaftliche Aufgaben zu erledigen, natürlich sehr viel vorsichtiger als sonst. Wir glauben daran, dass wir diese Herausforderungen meistern werden.
Es war eine große Freude, die Jugendlichen wieder in der Schule zu sehen, die Tage in der CEFFA waren traurig und einsam ohne die Schüler:innen. Das Lehrpersonal betrat nur in den Fällen äußerster Notwendigkeit die Schule, für Konferenzen oder für Arbeitsmaterialien. Unser Schulgebäude ohne Schülerschaft zu sehen ist wie ein Heim ohne Familie zu sehen, das macht einen traurig.
Als die Jugendlichen zurückkamen, hat man die Aussprüche und das Lachen gehört, die typische Unruhe Jugendlicher mit Schreien und Glückwünschen, die Tische mit den gemeinsam essenden Schülerinnen und Schülern zu sehen – weniger als sonst – ist eine unbeschreibliche Freude. Von ihrer Seite aus beobachten wir die Anhänglichkeit (fast: Bedürftigkeit), wie sie den Lehrern begegnen und nahezu ohne Unterlass fragen: „Haben Sie uns vermisst?“ – und die Antwort ist immer: „Ja, sehr vermisst, Schule ohne euch ist sehr traurig!“
„Unterrichtszeiten sind, wie üblich, von 7.00 – 9.30, von 10.00 – 11.30, am Nachmittag von 13.00 – 16.00 und am Abend gibt es gemeinsame Aktivitäten von 19.30 – 21.00 Uhr. In der Zeit, wenn die 1 Klasse für eine Woche zu Hause ist, werden wir für sie weiterhin den Fernunterricht nutzen. Und wenn wir mehr Sicherheit haben, werden wir wieder dazu übergehen, beide Klassen zur selben Zeit an der Schule zu haben. Und wir erwarten schon jetzt diesen Zeitpunkt mit großer Vorfreude.“ (*Ergänzung, Stand 23.10.: Schon seit Ende August findet wieder für alle Schülerinnen und Schüler aller Klassen Präsenzunterricht – unter Hygienebedingungen – statt. Der Online-Unterricht ist Vergangenheit. Die Schüler:innen sind also wieder im gewohnten Rhythmus 14 Tage in der Schule und danach 14 Tage zu Hause, um in der heimischen Landwirtschaft das Gelernte anwenden zu können. Die Regierung des Bundesstaates Maranhao wollte das so, weil die Infektionszahlen, im Gegensatz zu vielen anderen Bundesstaaten in Brasilien, hier niedrig sind – und der Lernbedarf und das Risiko des Wachsens der Lerndefizite groß ist. Schulleiter Vanderval Spadetti bekräftigt, dass sich im wieder aufgenommenen Schulalltag schnell eine Verlangsamung des Lerntempos der Jugendlichen gezeigt habe. Darüber hinaus hätten einige der Jugendlichen zunächst Schwierigkeiten gehabt, sich wieder an das Zusammenleben zu gewöhnen. Infektionen mit dem Virus waren bislang nicht angezeigt..)
Wovon wir leben
- Die Väter und Mütter sorgen für die Ernährung der Kinder in der Schule, indem sie Nahrungsmittel mitbringen oder indem sie 60 Reais (ca. 9 €) pro Woche, in der ihr Kind an der Schule ist, zahlen.
- „Die städtische Präfektur von Lago do Junco, der Bürgermeister und die Zuständigen für Bildung und Landwirtschaft sind zur Schule gekommen und wir hatten eine sehr produktive Sitzung, in der wir um Unterstützung baten. Sie zahlen nun einen halben Mindestlohn (550 Reais) für eine Küchenhilfe, spendeten 40 Schultische und -stühle und haben versprochen, unseren Bitten mehr nachzukommen.“
- „Die staatliche Regierung hat nun endlich 15 Lehrerinnen und Lehrer unter Vertrag genommen, das hat es noch nie gegeben, aber sie zahlen nie pünktlich, zum Beispiel arbeiten wir seit Februar und erst jetzt im Juli haben sie 2 Gehälter gezahlt.“
- „Unterstützung von Einrichtungen und Gemeinden aus Deutschland. Sie unterstützen die pädagogische Arbeit der Schule: Schulleitung, Sekretariat, eine Köchin, technische Koordination und Pädagogik und Gebäudeinstandhaltung/Reparaturen. Diese Unterstützungen sind sehr wichtig, weil Staat und Stadtverwaltung das nicht als seine Aufgaben ansieht und wir sehen kein Interesse von dieser Seite, unsere Projekte zu übernehmen – trotz des täglichen Kampfes.“ (…)

„Es müssen einige Reparaturen vorgenommen werden, hauptsächlich an den Dächern, wir müssen auch einige Balken und Holzstützen austauschen wegen Termitenbefall, das macht enorme Probleme, aber ich gehe davon aus, dass wir das noch dieses Jahr machen können. Wir haben immer noch sehr prekäre Straßenverhältnisse. Die Stadtverwaltung von Lago do Junco hat Straßenausbesserungen vorgenommen, die geholfen haben, aber in anderen Abschnitten sind die Zustände beklagenswert, die Brücken sind in denkbar schlechten Zuständen, deshalb können wir nur mit einem Motorroller zur Schule kommen. Bislang hat niemand auf unsere Eingaben geantwortet. (…) Aber wir geben nicht auf und machen weiterhin Druck, auf dass die Stadtregierungen das Problem mit den Zugängen (Fahrwege zur Schule/Infrastruktur) lösen möge.“

Sowohl die Manuel-Monteiro-Schule als auch das Schul- und Ernährungshilfeprojektes in Bolivien (Guarayos) und das Äthiopien-Projekt von Frau Doris Kliehm sind auf unsere Hilfe dringend angewiesen. Daher bitten wir Sie, liebe Eltern, sehr herzlich um eine Spende für diese Projekte auf unser Konto:
Frankfurter Volksbank eG
Ab 200 € erstellen wir eine Spendenbescheinigung, bis 200 € gilt der Kontoauszug als Beleg. Aus diesem Grund sollte unbedingt angegeben werden: |