Gedenkfeier in Schlüchtern – Neue Informationstafel des Volksbundes Hessen für die Kriegsgräberstätte Schlüchtern
Auf Einladung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Landesverband Hessen nahm eine Abordnung des Franziskanergymnasiums Kreuzburg am 27.03.2023 an einer Feierstunde, die durch den Landesvorsitzenden des Volksbundes, Staatsminister a. D. Karl Starzacher, eröffnet wurde, auf der Kriegsgräberstätte in Schlüchtern teil.
Anlass war die Übergabe einer aktualisierten Informationstafel zu den dort bestatteten „Kriegstoten“, darunter Häftlinge des Arbeitslagers „Katzbach“ in den Frankfurter Adlerwerken. Das Datum der Gedenkfeier, der 27. März, soll an jenen Tag im Jahr 1945 erinnern, an dem die Häftlinge des Todesmarsches von Frankfurt Richtung Fulda die Stadt Schlüchtern passierten. Etwa 360 bis 370 Häftlinge wurden am Abend des 24. März 1945 auf einen „Evakuierungsmarsch“ geschickt, welcher sich als Todesmarsch erwies. Die Route führte von Frankfurt über Maintal, Hanau, Erlensee, Langenselbold, Gründau, Gelnhausen, Biebergemünd, Wächtersbach, Bad Soden-Salmünster, Steinau an der Straße, Schlüchtern, Flieden, Neuhof, Eichenzell, Fulda, Petersberg und Burghaun nach Hünfeld, wo der Marsch am 29. März 1945 endete. Entlang dieses Weges, den die erschöpften Menschen zu Fuß unter Schikanen ihrer SS-Peiniger und in steter Lebensgefahr zurücklegen mussten, fanden zahlreiche Hinrichtungen statt. Marschunfähige Männer oder solche, die einen Fluchtversuch unternahmen oder sich wehrten, wurden von den SS-Wachen grausam ermordet. Diese Verbrechen geschahen jedoch nicht im Verborgenen, denn der Todesmarsch ging zum großen Teil mitten durch die Ortschaften. Daraus erwächst folglich eine die ganze Region betreffende Verpflichtung, an die Opfer des Todesmarsches zu erinnern und ihrer zu gedenken. Jedoch wandelt sich die Erinnerung an historische Ereignisse, insbesondere mit zunehmendem zeitlichem Abstand, sehr. Was für Zeitzeugen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und des Zweiten Weltkrieges und deren Kinder noch eine Verpflichtung war und ist, nehmen die meisten Bürgerinnen und Bürger heute nur noch als Meldung am Rande ihres Alltags wahr. Umso wichtiger ist die Arbeit des Volksbundes Hessen, die Erinnerung an derartige Geschehnisse aufrechtzuerhalten und neueste Forschungsergebnisse den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung zu stellen. So etwa auf der Kriegsgräberstätte in Schlüchtern: 20 Tote dieses nationalsozialistischen Endphaseverbrechens sind entweder als „unbekannter polnischer Kriegstoter“, als „unbekannter Kriegstoter“ oder als „unbekannter deutscher Soldat“ auf der Kriegsgräberstätte bestattet. Wann und unter welchen Umständen sowie gesetzlichen Vorgaben diese Bestattung ab 1961 geschah, wird nun auf der neuen Informationstafel erklärt. Als bislang einzige Tafel des Landesverbandes hat die neue Informationstafel einen QR-Code erhalten. Dieser soll Besuchenden insbesondere Schülerinnen und Schülern im Rahmen ihrer Projekte die Forschungsergebnisse zur Kriegsgräberstätte Schlüchtern leichter zugänglich machen. Der Lageplan der Pulttafel enthält zudem Kennzeichnungen der 11 exemplarischen Einzelgräber des Friedhofs, die für bestimmte Gruppen von Toten und spezielle Themenschwerpunkte stehen. Die erneute Initiative des Volksbundes wurde in den Redebeiträgen des Vizekonsuls der Republik Polen Jan Krzymowski, von Pfarrerin Simone Schneider und ebenso vom Schlüchterner Bürgermeister Matthias Möller und Landrat Thorsten Stolz gewürdigt.