Generalminister zu Besuch am Franziskanergymnasium

„Ist Ihnen Gott schon einmal begegnet? Und wenn ja, wie?“ diese und noch andere Fragen konnten Schülerinnen und Schüler gestern an den Generalminister des Franziskanerordens, also den obersten Franziskaner weltweit, stellen.
Michael Anthony Perry OFM übernachtete im Rahmen eines Besuches der deutschen Franziskanerprovinz zwei Nächte im Kloster Großkrotzenburg. Dabei war ihm wichtig, die Brüder im Konvent der Kreuzburg und die Sichtweisen von Jugendlichen an einem franziskanischen Gymnasium kennenzulernen. Nach einem kurzen Rundgang war es ihm ein Anliegen, mit Schülern des Religionsleistungskurses der Jahrgangsstufe 12 ins Gespräch zu kommen.
Sehr aufmerksam hörte der Generalminister den Schüleraussagen zu und ging nicht nur auf theologische sondern auch auf persönliche Fragen des Kurses ein. Er wünscht den Schülern, dass sie die Kreuzburg als einen Ort erleben, an dem sie Jesu Botschaft begegnen können, ein Ort an dem sie nicht nur lernen sondern werden: nämlich zu Töchtern und Söhnen Gottes, die aus der Gewissheit heraus, dass Gott sie liebt und jeder Mensch eine uneingeschränkte Würde besitzt, Zukunft gestalten. Brother Perry begeisterte ohne abgehobene, schwerfällige, unverständliche theologische Floskeln. Inspiriert vom Charisma Perrys waren sich die Schüler des Leistungskurses spontan einig: „Der soll wiederkommen.“
Dass dies alles andere als ein steifer Besuch werden würde, wurde im anschließenden Musikunterricht einer 6. Klasse deutlich. Kurzerhand schrieb er fünf afrikanische Worte an die Tafel und sang mit den Schülern einen afrikanischen Lobgesang, den sie gemeinsam mit rhythmischen Bewegungen und Klatschen begleiteten.
„Sing life – celebrate life“, bestärkte er auch die Moderatorin der Radio-AG auf ihre Frage, was er den Kreuzburg-Schülern auf den Weg mitgeben möchte. Das Wesentliche, was sie aus ihrer Schulzeit an einer franziskanischen Schule mitnehmen sollten, sei zu lernen, das Leben wertzuschätzen, egal ob man später Theologie oder Maschinenbau studiere.
Der Generalminister zeigte sich im Interview offen, hörte gespannt zu und beantwortete persönliche Fragen zum Glauben. Dabei wich er auch kontroversen Themen nicht aus, bei deren Diskussion er mit kirchlichen und politischen Entscheidungsträgern vorsichtig sein müsse. Er betonte, wie wichtig es sei, im Gespräch miteinander zu bleiben, achtsam miteinander umzugehen und Kompromisse zu schließen. Dies betreffe besonders die Konversation mit Anders- oder Nicht-Gläubigen, ganz nach dem Vorbild von Franz von Assisi. Dabei forderte er jeden einzelnen Lehrer und Schüler der Kreuzburg auf, Formen des Dialogs zwischen Kulturen und Religionen im Alltag und an der Schule zu suchen und vor allem diese Wege mit dem anderen zu gehen.
Für diesen Weg empfahl er Schülern und Lehrern die Umweltenzyklika „Laudato Si“ von Papst Franziskus, sie enthalte die Richtschnur für gelingendes Leben miteinander im 21. Jahrhundert.
„Ich glaube an Gott und Gott glaubt an uns.“ Diejenigen, die den Generalminister an diesem Tag persönlich kennenlernten, waren von der Tiefgründigkeit und Einfachheit seiner Botschaft und seiner Person sichtbar bewegt. Weil sein Besuch leider nur kurz war, hoffen wir als Kreuzburg, dass Brother Michael Perry bald wiederkommt.
Die Radio-AG wird Ausschnitte aus dem Interview in ihrer Sendung am 24.01.19 senden.
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