„Ich achte auf die anderen!“ – 2. Montagmorgenimpuls im Advent
05. Dezember 2016.
1. Lied
2. Geschichte
Eines Morgens klopfte ein Bauer kräftig an das Tor eines Klosters. Als ihm der Bruder Pförtner öffnete, reichte er ihm eine wunderschöne Weintraube. „Lieber Bruder Pförtner, dies sind die besten Trauben, die mein Weinberg hervorgebracht hat. Und ich komme, um sie Euch zu schenken.“
„Herzlichen Dank! Ich werde sie sogleich zum Abt bringen, der sich über dieses Geschenk freuen wird.“ „Nein, nein, ich habe sie Euch gebracht.“ „Mir? Ich verdiene kein so schönes Geschenk der Natur.“
„Ihr habt mir immer geöffnet, wenn ich an das Tor geklopft habe. Als ich Hilfe benötigte, weil die Ernte durch die Trockenheit zerstört war, habt Ihr mir täglich ein Stück Brot und ein Glas Wein gegeben. Ich möchte, dass diese Trauben Euch ein wenig von der Liebe der Sonne, der Schönheit des Regens und des Wunders Gottes bringen.“
Der Bruder Pförtner legt die Trauben vor sich hin und betrachtete sie den ganzen Morgen lang voller Bewunderung: Sie waren wirklich schön. Und deshalb beschloss er, sie dem Abt zu schenken, der ihn stets mit weisen Worten ermutigt hatte.
Der Abt freute sich sehr über die Trauben. Ihm fiel jedoch ein, dass es im Kloster einen kranken Bruder gab, und er dachte: Ich
werde ihm die Trauben schenken. Sie werden ihm Freude machen.
Doch die Trauben blieben nicht lange in der Zelle des kranken Bruders, denn dieser überlegte: Der Bruder Küchenmeister sorgt für mich, ernährt mich mit allerbesten Speisen. Ich bin sicher, diese Trauben würden ihn sehr glücklich machen. Als der Bruder Küchenmeister zur Mittagsstunde erschien und das Essen brachte, übergab er ihm die Trauben.
„Sie sind für Euch. Da Ihr immer mit den Früchten der Natur umgeht, werdet Ihr etwas mit diesem Werk Gottes anzufangen wissen.“
Der Bruder Küchenmeister war von der Schönheit der Trauben hingerissen und zeigt sie seinem Gehilfen. Sie waren so vollkommen, dass niemand sie mehr schätzen würde als der Bruder Sakristan, dem das Heilige Sakrament anvertraut war und den viele im Kloster für einen heiligen Mann hielten.
Der Bruder Sakristan schenkte die Trauben seinerseits dem jüngsten Novizen, damit dieser sehen möge, dass Gottes Werk sich in den kleinsten Dingen der Schöpfung offenbarte. Als der Novize die Trauben erhielt, fühlte sein Herz den Ruhm Gottes. Weil er noch nie schönere Weintrauben gesehen hatte. Und er erinnerte sich daran, wie er zum ersten Mal ins Kloster gekommen war, und an den Menschen, der ihm das Tor geöffnet hatte. Das Öffnen des Tores hatte es möglich gemacht, dass er heute in dieser Gemeinschaft von Menschen lebte, die Wunder zu schätzen wussten. Also trug er, kurz bevor des dunkel wurde, die Trauben zum Bruder Pförtner. Lasst sie Euch gut schmecken. Denn Ihr verbringt die meiste Zeit allein, und diese Trauben werden euch gut tun.“
Der Bruder Pförtner begriff, dass die Trauben tatsächlich für ihn bestimmt waren. Er genoss jede einzelne Beere und schlief glücklich ein. So wurde der Kreis geschlossen. Ein Kreis des Glücks und der Freude, der sich immer um den legt, der mit der Energie der Liebe in Kontakt steht.
aus: Paulo Coelho, Der Zahir
3. Impuls
Wie schön ist es doch, wenn wir mit Freundlichkeit bedacht und mit Liebe beschenkt werden. Oft behalten wir das für uns, in unserem Herzen geborgen. Aber richtig schön wird es erst, wenn wir Freundlichkeit und Liebe weiterschenken. Dann vermehrt sich nämlich das schöne Gefühl; so wie die Trauben zuletzt die ganze Gemeinschaft erfreut haben – auch, wenn sie dann doch von dem einen gegessen wurden.
So viele Menschen um uns sind es wert, mit Aufmerksamkeit bedacht zu werden. Wir können ihnen so leicht eine Freude machen.
Lass uns eine Woche aufeinander achten, um die Liebe in unserer Schule so zu vermehren!
Achten wir darauf und
– … teilen wir von den Süßigkeiten, die wir dabei haben und alleine essen wollten.
– … grüßen wir einander bewusst und üben das Anlächeln!
– … sagen öfters: „Kann ich dir / Ihnen helfen?“ oder greifen wir spontan zu, halten eine Tür auf, tragen eine Tasche mit oder ….
4. Gebet
Der Herr segne eure Hände und alles,
was ihr damit vollbringt,
damit sie helfen und trösten.
Der Herr segne eure Augen,
dass andere sich wohl fühlen können unter ihrem Blick.
Der Herr segne eure Ohren,
dass sie hellhörig seien für die Stimmen der anderen.
Der Herr segne euren Mund,
dass er heilende Worte spreche.
Gott segne euer Herz,
dass es Wärme schenken und bergen kann.

