Praktikum in Neuseeland

Zweiter Bericht aus Neuseeland:
In der zweiten Woche unseres Aufenthalts verbrachten wir die Zeit mit unseren Sozial-/ Betriebspraktika, die unterschiedlicher nicht hätten sein können – von Bäckerei über Altersheim bis hin zur Anwaltskanzlei war alles dabei. Frau Seipp und Herr Süß standen mit Rat und Tat zur Seite und statteten jedem Schützling einen Besuch ab, um sich ein Bild vom Praktikumsverlauf zu machen.
Schnell wurde deutlich, dass es in Neuseeland nicht ganz so üblich ist, dass Schüler in Betriebe und soziale Einrichtungen reinschnuppern. Nichtsdestotrotz gaben sich die Verantwortlichen der Praktikumsplätze große Mühe, den Schülern die Arbeitswelt näher zu bringen. Die Herausforderungen waren nicht immer nur fachlicher Natur – insbesondere sprachliche und interkulturelle Schwierigkeiten stellten ganz andere Anforderungen an die Schüler als sie einen bei einem Praktikum in Deutschland erwarten. Große Selbstständigkeit, tägliche Flexibilität und die Anpassung an das neuseeländischen Arbeitstempo boten ausreichend Gelegenheit, um Erfahrungen fürs Leben zu sammeln und ein Stück weit über sich selbst hinaus zu wachsen.
Im folgenden sollen zwei Berichte einen etwas konkreteren Eindruck ins Praktikum ermöglichen:
Maybrit berichtet aus einer der größten Anwaltskanzleien Neuseelands: Ich durfte mich unter anderem in – eigentlich nicht öffentliche – Dokumente einlesen, sehr interessante Menschen kennenlernen und bereichernde Gespräche führen, die meine Entscheidung über Beruf und Branche entscheidend beeinflussten. Zudem wurde mir der Weg in die Berufswelt durch diese Erfahrung sehr viel näher gebracht. Außerdem ermöglichten meine Arbeitskollegen mir, bei einer Gerichtsverhandlung eines Mordprozesses anwesend sein zu dürfen und den Beruf des Anwalts, und die der hochangeseheneren Jury, hautnah mitzuerleben.
Ein weiterer kurzer Bericht aus einem ganz anderen Bereich, der Welt der Bücher, einem Verlag, erzählt von Stella: Die Verleger und Mitarbeiter haben mich sofort herzlich aufgenommen und ich durfte mich schon schnell anspruchsvolleren und vor allem leseintensiven Aufgaben widmen. Meine Aufgabe bestand darin, die von Autoren aus allen Ecken Neuseelands eingesendeten Manuskripte zu lesen, diese zu beurteilen und zu bewerten und schließlich begründet einzuteilen, ob diese eine Veröffentlichung wert seien. Außerdem registrierte ich bereits veröffentlichte Bücher und ordnete diese ins Archiv ein, aus dem ich gelegentlich auch Bücher ausleihen durfte, was unter normalen Umständen nicht möglich ist. Zusätzlich führte ich einige Gespräche mit den Verlegern und Mitarbeitern und konnte somit den Aufbau und die Koordination eines solchen Betriebes besser verstehen und wurde mir über Risiken und andere Faktoren bewusst.
Alles in allem lösten die Schüler bei allen Betrieben Begeisterung aus. „We can see that you’re from Germany. You are working too fast“, wie es eine Praktikumsbegleiterin treffend zusammenfasste.