Von der Normalität zum Bombenattentat – Agnes Hammer liest aus ihrem Buch „Nächster Halt Dschihad“

Am Ende des Kreuzburg-Lesefrühlings bekamen unsere 9. Klassen einen Einblick in eine sehr andere und sehr ferne Welt: die von Jugendlichen, die sich von einem fundamentalistischen Islam, von IS-Ideen und damit von Mordplänen packen lassen.
Die Jugendbuch-Autorin Agnes Hammer kommt als Deutsch- und Philosophielehrerin an einer Hauptschule in Nordrhein-Westfalen mit den unterschiedlichsten Denk- und Wertewelten in Berührung. Und nach den Meldungen über die gescheiterten Kofferbombenattentate in Kölner Regionalzügen 2006 konstruiert sie in ihrem Jugendthriller „Nächster Halt Dschihad“ eine spannende und bedrückende Entwicklungsstudie, in der zwei scheinbar normale Jugendliche sich in islamistischen Kreisen immer mehr radikalisieren, bis sie zu einem Zug-Attentat bereit sind. Zum Glück schlägt es fehl … aber das ist für die Zuhörer kein wirklicher Trost; denn die zugrunde liegenden ideologischen Denkmuster und Netzwerke existieren weiter. Dabei gelingt es Agnes Hammer eindrucksvoll, die Wirkungsfaktoren und Auslösemechanismen, die zu solch einer furchtbaren Radikalisierung führen, als beunruhigende Realität darzustellen.
Wer wollte, konnte also den (selbst-)zerstörerischen Weg islamistischer Attentäter als ein Wechselspiel zwischen Identitätsbildung, gesellschaftlichen Einflüssen und gezielten pseudoreligiösen Einflüsterungen begreifen. Solch ein Weg war aber den Meisten unserer Neuntklässlern offenbar zu fern, als dass sie ein gesteigertes Interesse daran gezeigt hätten. Sie haben aber einen lebhaften Eindruck davon erhalten, welche Probleme außerhalb unserer behüteten Welt lauern können; und in wenigen Jahren, spätestens nach dem Abitur, müssen sie sich ihnen stellen.
Joachim Schieb
(Lesebeauftragter)